Valentinstag. Ein Tag ganz im Zeichen der Liebe. Oder doch eher im Zeichen der Konsumgesellschaft? Ja, wenn man es genau nimmt, tut sich schon eine gewisse Frage auf: was zur Hölle soll das Ganze?
Es ist wieder soweit: Valentinstag. Die einen lieben ihn – die anderen hassen ihn. Die einen verbringen den Tag mit ihrem Partner, der vermeintlich großen Liebe, schenken sich Pralinen und Blümchen und gestehen sich ihre aufrichtige Liebe. Die anderen sitzen schluchzend daheim und fragen sich, wo ihre große Liebe bleibt und warum sie heute keine Blümchen und Pralinen bekommen. Mir selbst ist Valentinstag irgendwie ziemlich egal. Naja, gut, genau genommen nervt mich dieser Tag doch mehr und mehr. Ebenso, wie so viele andere „Feiertage“ auch.
Valentinstag hat historische Wurzeln und ist wohl auf den christlichen Märtyrer Valentinus zurückzuführen. Den Tag groß gemacht allerdings hat in Deutschland die Werbung von Blumenhändlern und Süßwarenherstellern. Der Mann muss seiner Liebsten zum auserkorenen Tag der Liebe schließlich was Feines schenken.
Groß ist der Tag immer noch, dank noch mehr Werbung von noch mehr Händlern und natürlich unserer zuckersüßen Werbeindustrie. Mittlerweile werden Männer und Frauen immerhin auch gleichermaßen angesprochen – wenn es um Konsum geht, kann ruhig jeder ins Portemonnaie greifen. Gleichberechtigung par excellence. Hurra! Wer eigentlich dieser ominöse Valentinus sein soll und was es mit dem Ganzen ursprünglich auf sich hatte, fragt sich heute keiner mehr. Hauptsache es gibt Pralinen, Blumen und ein romantisches Dinner im Kerzenschein.
Liebe als Verkaufskonzept
Schon Wochen vor dem großen Tag, erinnern uns TV-Spots, Plakate und Schaufenster an den kommenden 14. Februar. Frauenzeitschriften erfreuen uns mit den zehn besten Geschenkideen, City-Guides empfehlen uns die passenden Restaurants und Aktivitäten und ein McDonalds in England setzt dem ganzen Brimborium vergangenes Jahr meine persönliche Krone auf, als die Filiale ein wunderbares McValentines-Menü mit Kerzenschein und ganz viel Romance im Fast Food Lokal versprach. Nach einer Stunde hieß es für die Valentins-Kunden allerdings auch schon wieder Goodbye, denn dann kam bereits der nächste Schwung Gäste – Valentinstag im Fließbandstyle. Wer denkt sich so etwas eigentlich aus?
Weihnachten, Muttertag oder eben Valentinstag: gefundenes Futter für den Handel, Werbeindustrie und Dienstleister. So gutes Futter, dass es bis zum Erbrechen ausgeschlachtet wird. Oder kannst du gerade noch durch die Straßen laufen oder Fernsehen schauen, ohne dass du auf das kommende Liebes-Happening hingewiesen wirst? Wohl eher nicht. Alles nur im Zeichen der Nächstenliebe? Pah, come on! Alles im Zeichen des Konsums!
So wird uns aktuell glücklicherweise tagtäglich bestens ins Gedächtnis gerufen, dass wir unbedingt noch einen Tisch im schicken Restaurant reservieren, einen hübschen Blumenstrauß vorbestellen oder ein Sammelsurium an Schokolade für den großen Tag und unsere bessere Hälfte anhäufen sollten. Alle Jahre wieder. Hab Dank gnädiges Plakat – ohne dich hätte ich all dies fast wieder vergessen!
Blumen gibt es übrigens jeden Tag
Doch kommen wir mal auf den Punkt. Pralinen, Blumen und ein romantisches Dinner im Kerzenschein gibt es nicht nur am sagenumwobenen 14. Februar, sondern das ganze Jahr über. Ebenso kann man ein Ich hab dich lieb, Du bist mir wichtig oder Danke, dass du für mich da bist jederzeit aussprechen. Und das zu jeder Person, für die man eben dies fühlt – ganz egal ob PartnerIn, FreundIn, Mami oder Papi, deiner aktuellen Romanze oder zu dir selbst. Kein Witz! Schöne Dinge kann man an 365 Tagen im Jahr sagen. Und das Beste: es kostet nicht mal was, außer vielleicht ein wenig Überwindung, und ist doch viel mehr wert als die neuste Kreation Pralinen mit Tonkabohnen-Mousse und Salzkaramell.
Aber klar, wenn deine bessere Hälfte (oder wer auch immer) eben eine Naschkatze ist, bring ihr oder ihm doch mal leckere Schoki mit. Wenn die Person eine Leidenschaft für hübsche Blümchen hat, steh doch mal mit einem Strauß davon vor der Tür. Wenn sie gerne Essen geht, lad sie mal zum schönen Dinner ein. Oder halt zum Whiskey-Tasting, zum Wanderausflug oder meinetwegen auch zum Bagger fahren. Ganz egal. Ehrlich. Man kann sich Geschenke machen und sich mit diesen die gegenseitige Zuneigung zeigen. Das ist doch voll okay. Trotzdem: alles hat seine Grenzen und gewiss muss man es mit Rumgeschenke nicht übertreiben.
Liebe kennt kein Datum
Was man aber erst recht nicht sollte, ist das Zuneigung zeigen (auf welche Weise auch immer) auf einen Tag im Jahr beschränken. Auf einen ausgeschlachteten Feiertag. Oder auf irgendwelche vermeintlich obligatorischen Handlungsweisen, auf Blümchen und Pralinchen oder was auch immer uns das Plakat an der nächsten Straßenecke uns eben suggeriert.
Muttertag, Vatertag, Valentinstag, Weihnachten, jeder andere Tag im Jahr. Völlig egal. Zeigt euren Liebsten, wie sehr ihr sie mögt. Mit Taten, mit Worten und auch mal mit einem kleinen Geschenk oder einer Überraschung. Verschenkt einen Strauß Blumen oder andere Aufmerksamkeiten, weil ihr es gerne macht und eine Freude bereiten wollt. Sagt Ich hab dich lieb weil ihr es fühlt. Aber macht es doch nicht, weil die Plakate um euch herum euch auffordern dies zu tun. Weil euch in der Werbung gesagt wird, dass sich das so gehört. Weil man das halt so macht oder weil der 14. Februar ist. Tut es, weil ihr es wollt und weil ihr euch danach fühlt. Wann auch immer ihr euch danach fühlt. Aus Nächstenliebe. Dann ist es ehrlich und kommt vom Herzen und darum geht es in der Liebe letztendlich doch.
In diesem Sinne: fröhlichen Valentinstag miteinander!