Wie wirkt Achtsamkeit eigentlich? Diese Frage lässt sich besonders gut anhand der sieben Säulen der Achtsamkeit erklären. In diesem Beitrag erfährst du, was es mit jeder Einzelnen auf sich hat.
Wie wirkt Achtsamkeit?
Eine achtsames Lebensweise und Meditation haben viele unterschiedliche Auswirkungen auf unseren Körper und Geist. Eine rasche Antwort auf die Frage “Wie wirkt Achtsamkeit?” ist daher kaum möglich.
Ihre Wirkweisen lassen sich jedoch gut in den sogenannten sieben Säulen der Achtsamkeit bündeln. Diese gehen auf den amerikanischen Professor und westlichen Achtsamkeitspionier Jon Kabat-Zinn zurück und bieten einen guten Überblick über die Vorteile, die Achtsamkeit mit sich bringt.
Die sieben Säulen der Achtsamkeit
Neugierig geworden? Dann lies weiter und erfahre, was die einzelnen Säulen sind und was diese genau bedeuten.
1. Nicht urteilen
“Der sieht aber unsympathisch aus”, “Wird bestimmt ein blöder Tag”, “Mit denen komm ich eh nicht klar”, “Die braucht sicherlich wieder ewig”, “Das ist doch eh Schrott”,… Kennst du solche Gedanken nicht auch von dir?
Ganz ehrlich: Wir alle urteilen gerne einmal ohne groß nachzudenken und malen uns bereits nach wenigen Sekunden ein ganz eigenes Bild von einer Person, gewissen Dingen oder Situationen aus. Dieses Bild herrscht dann in unserem Kopf, wohin die Realität auch komplett anders aussehen kann.
Wie schnell urteilst du?
Dadurch geben wir nicht nur anderen Menschen oder bestimmten Situationen und Dingen kaum eine Chance, wir nehmen uns auch selbst die Möglichkeit einer vorbehaltlosen Erfahrung und senken unser Gemüt direkt mit negativen Gedanken.
Hier steuert die Achtsamkeit gegen. Die erste der sieben Säulen der Achtsamkeit ist nämlich das nicht urteilen.
Weniger urteilen dank Achtsamkeit
Durch die Achtsamkeitspraxis lernen wir einerseits überhaupt erst bewusst zu erkennen, wann und wie häufig wir urteilen (wir machen das Ganze nämlich häufig, ohne dass wir es wirklich bewusst mitbekommen). Andererseits hilft sie uns weniger und weniger schnell zu urteilen.
2. Geduld
Manchmal kann es uns einfach nicht schnell genug gehen. Ob an der Dabei stehen wir uns mit unserer Ungeduld oft selbst im Wege: Wir bauen Druck auf, vermiesen uns die Stimmung, gönnen uns keine Zeit zum Durchatmen.
Wann warst du das letzte Mal ungeduldig?
Dabei stehen wir uns mit unserer Ungeduld oft selbst im Wege: Wir bauen Druck auf, vermiesen uns die Stimmung, gönnen uns keine Zeit zum Durchatmen. Überleg mal: Wann warst du das letzte Mal wieder viel zu ungeduldig und hast dir damit nur selbst die Stimmung versaut?
Die zweite der sieben Säulen der Achtsamkeit: Geduld
Durch Achtsamkeit lernen wir, dass alles seine Zeit braucht und das dies vollkommen in Ordnung ist. Wir lernen, den Dingen Zeit zu geben und genau diesen Aspekt des Lebens besser zu akzeptieren.
Statt immer in die Zukunft zu blicken, richten wir unseren Blick auf das Hier & Jetzt und gehen Schritt für Schritt. Durch ein achtsames Leben lernen wir, dass es keinen Grund zur Eile gibt, werden entspannter und verfallen weniger leicht in Ungeduld.
3. Anfänger*innen-geist
“Ich kenn das schon alles”, “Ich weiß wie der Hase läuft”, “Alles schon durch”, “Hab eh schon alles erlebt”, und so weiter und so fort.
Umso länger wir leben und umso mehr wir erfahren und gemacht haben, desto eher denken wir, wir kennen alles. Alle Aspekte des Lebens, unser Umfeld, uns selbst und wie das alles eben läuft. Allerdings denken wir damit vor allem eines: Falsch!
Meinst du, schon alles zu wissen?
Mit diesem “Kenn ich eh schon” Denken verrennen wir uns in einen Irrweg, der uns nicht mehr von seinem Pfad abkommen lässt. In Wahrheit ist es jedoch so, dass es noch zig andere Wege gibt, die wir aufgrund unserer eindimensionalen und limitierenden Gedanken jedoch nicht sehen können.
Egal, wie alt wir sind, wie viel wir bereits erlebt haben und wie viel wir zu wissen meinen: Es gibt immer noch unglaublich viel, was wir nicht kennen. Über andere Menschen, über uns selbst, über die Welt, über Situationen, und so weiter. Wir lernen niemals aus – so ist das eben.
Mehr erfahren & entwickeln dank Anfänger*innen-Geist
Dank unserer achtsamen Lebensweise und Wahrnehmung wissen wir, dass alles stetig im Wandel ist und haben stets einen sogenannten Anfänger*innen-Geist. Durch diesen haben wir die Fähigkeit, die Welt wie durch Kinderaugen zu sehen. Statt uns und unser Denken zu limitieren und uns vor Neuem zu verschließen, sind wir jederzeit offen und flexibel.
Dadurch können wir mehr Neues erleben, auf neue und kreative Ideen kommen, mehr lernen und vor allem: uns stetig weiterentwickeln.
4. Vertrauen
Wie häufig machst du etwas, weil du auf eine andere Person hörst? Und wie häufig machst du etwas, weil du auf dich und dein Inneres hörst?
Es ist ganz normal und vollkommen okay, dass wir uns Tipps, Ratschläge und Hilfe im Außen holen. Manchmal passiert es dabei jedoch, dass wir gar nicht mehr in uns selbst hinein hören und vergessen (oder und nicht trauen!), auf uns und unser eigenes Gefühl achten.
Vertraust du dir?
Das hat zur Folge, dass wir Entscheidungen treffen, die nicht die Richtigen für uns sind und Dinge tun, denen wir gar nicht entsprechen. Kurzum: Wir vertrauen uns nicht und entfernen und von uns selbst.
Achtsamkeit schafft Selbstvertrauen
Wie wirkt Achtsamkeit in diesem Fall? Ganz einfach: Achtsamkeit lehrt uns, mehr und mehr auf uns selbst zu hören, unsere Gefühle und Intuitionen bewusst wahrzunehmen und nach unseren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu handeln.
Natürlich können wir weiterhin auf wichtigen Rat von Außen hören, dabei bleiben wir aber bedacht, wägen genauer ab und treffen auf Basis unseres Selbstvertrauens Entscheidungen, die im Einklang mit unseren Gefühlen und unserem Glauben sind.
5. Nicht erzwingen
“Ich hätte gerne noch dies”, “Das soll aber noch schöner sein”, “Ich wäre lieber so”, “Ich muss noch besser darin werden”. Hast du auch manchmal solche Gedanken?
Natürlich ist es schön und wichtig zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Manchmal jedoch haben wir so klare Ziele vor Augen, dass wir nur noch die Diskrepanz zwischen unserem “Ist-Zustand” und unserem gewünschten “Soll-Zustand” sehen. Diese negative Blickweise sieht immer eine Lücke, die es zu schließen gilt und hinterlässt stets ein Gefühl von “wie es ist, reicht es nicht” in uns.
Wie sehr strebst du nach bestimmten Dingen?
Diese Lücke kann es natürlich nicht nur auf unserer ganz persönlichen Ebene geben, sondern sich auch im beruflichen, zwischenmenschlichen oder anderen Kontexten zeigen. Oft reicht und nicht, was wir haben. Wir wollen mehr.
Dadurch verlieren wir unseren Blick für all die Dinge, die gut und schön sind. Wir verlieren die Dankbarkeit und Wertschätzung für das, was wir haben. Stattdessen sehen wir nur, was wir eben nicht haben. Eine Blickweise, die definitiv nicht glücklich macht.
Weniger erzwingen, mehr sein
Die fünfte der sieben Säulen der Achtsamkeit ist das nicht erzwingen / nicht erstreben. Durch Achtsamkeit lernen wir im Hier und Jetzt zu leben und mit dem zufrieden zu sein, was wir haben und wer wird sind. Wir verlieren den Druck und das zwanghafte Festhalten an gewissen Idealvorstellungen.
Das schließt natürlich nicht aus, dass es auf allen Ebenen Potenzial zur Weiterentwicklung gibt. Es heißt aber, dass wir unser Glück nicht von diesen Idealvorstellungen abhängig machen, sondern dieses quasi wie ein Bonus ansehen, während wir bereits Zufriedenheit im Status Quo gefunden haben.
6. Akzeptanz
Du bist traurig, kannst es aber nicht zulassen? Du hast den Bus um Sekunden verpasst und regst dich auf, obwohl du es jetzt auch nicht mehr ändern kannst? Jemand hat mir dir gebrochen, aber du willst es einfach nicht akzeptieren?
Kannst du Dinge gut akzeptieren?
Wir alle wissen es eigentlich: Im Leben kommt oftmals alles anders, als erwartet oder als wir uns wünschen. Gut umgehen können wir damit häufig trotzdem nicht. Sei es nun, ob es um eine bestimmte Situation, um Gefühle oder etwas ganz anderes geht.
Oft fällt es uns schwer Dinge zu akzeptieren, wie sie sind. Deshalb leisten wir Widerstand und machen es uns damit meist nur noch schwerer.
Die Sechste der Sieben Säulen der Achtsamkeit: Akzeptanz
Durch die Achtsamkeit lernen wir, Dinge zu akzeptieren, wie sie sind und sie anzunehmen, statt Widerstand zu leisten. Außerdem wird uns durch Achtsamkeit schneller und besser bewusst, was in uns vorgeht und es wird einfacher Inakzeptanz überhaupt erst zu erkennen.
7. Loslassen
Gedanken, Menschen, Idealvorstellungen, Wünsche, Situationen, Dinge, und so weiter: Oft fällt es uns schwer, etwas loszulassen. Dies zeigt sich alleine schon daran, wie sehr wir uns manchmal in Gedanken verlieren und einfach nicht aufhören können, über diese eine Sache Nachzudenken.
Wie sehr hängst du an Dingen?
Dadurch, dass wir so sehr an vielen Dingen festhalten, nehmen wir uns selbst die Möglichkeit weiterzugehen, neue Türen zu öffnen und uns weiterzuentwickeln. Es ist ganz egal, ob es dabei beispielsweise um eine gescheiterte zwischenmenschliche Beziehung, um ein erfolgloses Projekt, um eine verfehlte Reiseplanung, um bestimmte Gedanken über uns selbst oder einfach nur das in die Tage gekommene Sofa im Wohnzimmer geht.
Es gibt Dinge, auf die wir uns so sehr fixieren, dass wir nichts anderes mehr sehen und wahrnehmen können. Diese starke Anhaftung tut uns weder gut, noch bringt sie uns weiter.
Achtsamkeit lehrt uns loszulassen
Somit ist ein der letzte Pfeiler der Achtsamkeit das Loslassen. Durch achtsame Praxis lernen wir Dinge kommen und auch wieder gehen zu lassen. Alleine beim Meditieren können wir dies ganz bewusst üben: Wenn Gedanken aufkommen, nehmen wir sie wahr, lassen sie dann aber weiterziehen und konzentrieren uns wieder auf unsere Atmung.
Die Achtsamkeit übt uns darin, weniger an Dingen festzuhalten und besser loszulassen. Dadurch erlangen wir schlussendlich mehr Freiheit und können besser mit “dem Flow” gehen.